Freitag, 29. Juli 2011

Staatsfernsehen: "Denn sie wissen nicht was sie tun"

Eigentlich ist es klar, dass Staatsfernsehen quasi immer staatskonformes Fernsehen macht. Ein schönes Beispiel dafür, konnte man die Tage in der "Berliner Zeitung" in dem Artikel "Zu viele Hampelmänner" lesen. Zuvor lobte der Regisseur Hans Steinbichler noch das öffentlich rechtliche Fernsehen:
"Noch im Juni hatte sich Steinbichler in einem TV-Interview in der BR-Reihe "Einblicke" zu dem Lob verstiegen, der "Polizeiruf" sei die vielleicht letzte Spielwiese des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. "Dort kann man es auch mal wagen, sich die Täterseite genauer anzuschauen, statt nach dem immergleichen Verfahren zu gehen: Wer war's?" " (Quelle: Berliner Zeitung: "Zu viele Hampelmänner")

Diese Begeisterung war aber bald verflogen.
Die Jugendschutzbeauftragte erachtete den Film nämlich als nicht für unter 16-jährige geeignet und er wurde von der "Prime-Time" ins Nachtprogramm verbannt - mit "fragwürdiger" Begründung:
"Umso verständnisloser reagierte Steinbichler jetzt, als der Fernsehdirektor des BR, Gerhard Fuchs, in einem internen Brief verkündete, dass der Beitrag am 25. September nicht vor 22 Uhr ausgestrahlt werden dürfe. So hatte es die Jugendschutzbeauftragte des Senders, Sabine Mader, verfügt. Schließlich, erklärte sie, sei die Folge geeignet, "Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren in ihrer Entwicklung zu beeinträchtigen." Noch mehr verwunderte den Regisseur die Begründung. Argumentiert wurde nur in zweiter Linie mit Kriterien, die der Jugendschutz für dieses Genre bereithält - etwa mit "der realitätsnahen Darstellung von Dunkelheit, Schreien und Toten." Merkmale, nach denen auch jeder "Tatort" indiziert werden müsste.
Was Sabine Mader noch mehr störte, war die Botschaft des Films: "Staat versagt komplett, keine klare Unterscheidung zwischen Gut und Böse", so heißt es in ihrer Einschätzung. Alle Figuren bis auf den Kommissar würden mehr oder weniger als "Hampelmänner" gezeichnet, kritisierte sie.  (Quelle: Berliner Zeitung: "Zu viele Hampelmänner" - fett: melethron) 
Der Hauptdarsteller Matthias Brandt merkte darauf an:
"Mir war nicht bekannt, dass ich mit dem Auftrag arbeite, ein positives Staatsbild zu zeichnen" (Quelle: Berliner Zeitung: "Zu viele Hampelmänner")
Ach ja, der Titel des Film ist übrigens "Denn sie wissen nicht, was sie tun". Die "Berliner Zeitung" findet diesen Titel passend zu der ganzen Geschichte. Warum eigentlich?! Ist es nicht normal, dass Staatsfernsehen Staat's Fernsehen macht?!



Anmerkung: Danke an azur für den Hinweis auf den Artikel im gelben Forum.

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